Auf geht’s zum Heurigen!
Nicht nur in Wien trifft man sich gern beim „Heurigen“. Wenn im Weingarten die „Buschen“ aufgesteckt werden, kommt eine besondere Spielart der österreichischen Weinkultur in Gang, die ihre ganz eigenen Traditionen hat. So mancher Außenstehende fragt sich dann ratlos, was es eigentlich mit all dem auf sich hat. Was genau ist der Heurige – und woher kommt dieser heftige alljährliche Ausbruch von Gemütlichkeit?
Der echte Heurige
„Heuriger“ kann zwei Dinge bedeuten: So wird der junge Wein des neuen Jahrgangs genannt, aber auch das Weinlokal, in dem dieser ausgeschenkt wird. Heurigen-Lokale sind typisch für Wien und sein Umland (weshalb der Wiener Wert darauf legt, nur dort beim „echten“ Heurigen zu sitzen), aber man kennt sie auch in anderen Gegenden Österreichs.
Der „heurige“ (also der „diesjährige“) Wein wird frühestens im November des Erntejahres ausgeschenkt. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Federweißen (oder Federroten) – dieser ist die Vorstufe zum neuen Wein und heißt in Österreich übrigens – ob rot oder weiß – „Sturm“. Die Heurigen-Saison reicht offiziell bis zum November des Folgejahres, hat aber im Sommer und frühen Herbst ihren Höhepunkt. Dann ist die schönste Zeit, um gesellig in den Buschenschänken zusammenzusitzen – am liebsten im Freien – und den jungen Wein zu genießen.
Das Flair einer solchen Schänke im Weingarten ist unverwechselbar. Gerade das Improvisierte und Temporäre geben der „Heurigenzone“ ihren Charme. Die ersten Kostproben des jungen Weins sind für Liebhaber ein Höhepunkt des Jahres. Dazu gibt es einfache kleine Speisen – regional, frisch, unkompliziert und rustikal.
Heurigenlokal oder Buschenschank?
Hier wird es jetzt ein bisschen verwickelt – aber da du diesen Artikel liest, treibt dich offenbar ein tieferes Interesse am Thema. Wir versuchen, dem gerecht zu werden.
In ihrer ursprünglichen Form sind Buschenschank und Heuriger ein und dasselbe und eine echt Wienerische Erfindung. Eine 1784 von Kaiser Josef II. erlassene Verordnung besagte, dass diese Lokale nur Wein aus Eigenbau ausschenken durften. Der „echte Heurige“ war also ein Direkt-Ausschank der Weingüter – und seinerzeit auf eine streng festgelegte Zeit im Jahr beschränkt. Als Kennzeichen des Heurigen-Betriebs und der vorhandenen Ausschankgenehmigung war ein Buschen aus Kiefernzweigen gut sichtbar über dem Ausschank anzubringen.
Nicht nur infolge der Französischen Revolution hatte man in Europa schon bald andere Sorgen und die strengen Auflagen lockerten sich etwas. Heute ist der Heurigen-Ausschank zeitlich nicht mehr begrenzt und die Bezeichnung „Heuriger“ ist nicht mehr geschützt. Deshalb nennen sich heute Weinlokale und Restaurants in ganz Österreich so und schenken dabei auch zugekaufte Weine aus, trotz stiller oder lauter Empörung aus Wien und Niederösterreich. Anders bei den „Buschenschänken“. Die Verwendung dieser Bezeichnung sowie die damit verbundenen Rechte und Pflichten sind weiterhin durch das Wiener Buschenschankgesetz geregelt. Da hört nämlich die Gemütlichkeit auf.
Wie schmeckt der Heurige?
Das ist Jahr für Jahr die Frage, die alle Weinliebhaber in die Buschenschänken zieht. Ist es ein guter Jahrgang? Ein besonderer? Natürlich kommt es immer darauf an, was der Winzer aus seinen Weinen macht. Generell ist der junge – erst wenige Monate alte – Wein oft leicht und frisch im Geschmack. Typische Reifemerkmale gewinnt er ja erst durch längere Lagerung.
Sowohl Weiß- auch als Rotwein wird als Heuriger ausgeschenkt, Weißwein jedoch deutlich öfter. Die Rebsorte, die man hierbei am häufigsten antrifft, ist der Grüne Veltliner, der ohnehin für seine „jugendlichen“ Eigenschaften (fruchtige Leichtigkeit und Spritzigkeit) geliebt wird und sich deshalb besonders für eine frühe Verkostung empfiehlt.