Wie alles anfing…
Der Controller-Job bei Bosch hätte soviel Sicherheit, Gelassenheit und Planbarkeit versprochen. In ein paar Jahren dann vielleicht eine Doppelhaushälfte im Stuttgarter Umland. Ein kleiner Garten. Ein schicker Wagen. Bei diesen Gedanken schlafen Sabine Engel, damals Mitte Zwanzig, fast die Füsse ein. Die junge Frau ist auf der Suche nach Herausforderungen. Da kommt ihr der Zufall zu Hilfe. Sie sucht nach einem Geschenk für ihren Freund, der ein Cocktailfan ist. Was würde da besser passen, als ein Cocktailkurs? Nach langwierigen Recherchen bei den gängigen Erlebnisportalen muss sie enerviert feststellen, dass die dort angebotene Events nicht ihren immer schon hohen Ansprüchen genügen. Aber Sabine Engel ist eine Frau voll Tatendrang, greift kurzerhand zum Telefon und ruft jede Cocktailbar der Stadt an, bis sie sowohl die perfekte Location als auch einen Barkeeper gefunden hat, der sich bereit erklärt, in seinem Laden den gewünschten Cocktailkurs zu veranstalten. Das Geschenk ist eine Riesenüberraschung und der Abend wird ein voller Erfolg – und der Freund von damals wenig später Sabines Ehemann.
Hart aber Herzlich
Dieses Erlebnis bringt Sabine Engel ins Grübeln. Offenbar ist sie auf eine Nische gestoßen – denn bislang gibt es keinen anderen Anbieter auf dem Markt, der sich ausschließlich auf exklusive, kulinarische Events spezialisiert hat. Das ist die Initialzündung für das Unternehmen, das sie in den nächsten Monaten gründen wird: Miomente. Ihr Anspruch: Sie möchte nur Events anbieten, die sie selbst persönlich auch kaufen oder verschenken würde. Darum ist es bis heute eine USP von Miomente, dass Sabine und inzwischen auch ihre Mitarbeiter alle Partner persönlich kennenlernen und testen, ob die auch gute Gastgeber sind. Ob die Locations besonders und besonders schön sind. Die Gruppen klein sind und die Partner mit Herzblut und einem Sinn für hohe Qualität bei der Sache sind. Darum ist die handverlesene Auswahl die Grundlage für die hohe Qualität der Events, die Miomente anbietet. Das unterscheidet das Portal auch von anderen Anbietern. Dabei war gerade am Anfang der Kampf gegen die beiden Wettbewerber-Riesen hart und die junge Gründerin musste einige Rückschläge wegstecken. Aber Sabine Engel ist eine Kämpfernatur und nutzt jeden Schlag ins Wasser als Erfahrung, um besser zu werden. Dieser Hartnäckigkeit ist es sicher geschuldet, dass das Unternehmen heute Marktführer im Segment für kulinarische Events ist.
Weibliche Unternehmenskultur ist anders
Soviel Leidenschaft und Herzblut steckt Sabine Engel aber nicht nur in die Auswahl ihrer Geschäftspartner, sondern auch in die Auswahl ihrer Mitarbeiter. Dabei nimmt sie sich viel Zeit und sucht Menschen, die mit der gleichen Passion bei der Sache sind, wie sie selbst. Jeder einzelne Mitarbeiter ist begeisterter Genießer, kocht, backt oder hegt und pflegt eine extensive Whisky-Sammlung. Eine Mitarbeiterin hat einen Angelschein und ist regelmäßig beim Fliegenfischen anzutreffen – eine andere besitzt sogar einen eigenen Weinberg und plant die Kultivierung eigener Reben. Alle kennen sich mit den neuesten Foodtrends aus und sind neugierige Genussentdecker. Sabine Engel hat schnell verstanden, dass die Mitarbeiter ihr größtes Kapital sind. Darum pflegt sie einen Führungsstil und eine Unternehmenskultur, die vielleicht typisch weiblich zu nennen sind. Bei Miomente herrschen keine strengen Hierarchien. Die Arbeit ist geprägt vom Vertrauen in die Fachkompetenz ihrer Mitarbeiter. Jeder darf ihre Entscheidungen kritisieren und soll seine Talente und Fähigkeiten einbringen. Diese freie Entfaltung, der Freiraum und die demokratische Entscheidungskultur sichern dem Unternehmen eine extrem hohe Identifikation mit dem Unternehmen und Loyalität der Mitarbeiter. Ebenso wie eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft – da jeder das Gefühl hat, ein eigenes Projekt zu verwirklichen.
So geht Arbeiten heute!
Dabei hat sich Sabine Engel auch von traditionellen Arbeitszeitmodellen verabschiedet. Es war Zufall, dass sich in erster Linie Frauen bei Miomente beworben haben und das Unternehmen heute ausschließlich Frauen beschäftigt. Bei der Auswahl der Mitarbeiter stellte Sabine Engel schnell fest, dass sie durch diesen Umstand auch eine andere Unternehmenskultur prägen musste, wenn sie nicht auf die fachlich kompetentesten Bewerber verzichten wollte. Denn gerade die waren oft junge Mütter, die nach der Babypause zurück ins Arbeitsleben strebten. Allerdings in Teilzeit. Aber ohne auf einen anspruchsvollen Job verzichten zu wollen. Darum bot Sabine Engel ihnen die Möglichkeit, auch im Homeoffice und mit flexibler Zeiteinteilung zu arbeiten. Außerdem erhielten zwei Mütter die Chance, in Teilzeit eine Führungsposition zu übernehmen. Mit Erfolg – das Vertrauen in die eigenverantwortliche Zeitgestaltung hat sich bewährt. Ebenso wie die Überzeugung, dass eine Führungsfunktion nicht von der Anwesenheit und Zeit, sondern der Kompetenz und Person lebt, die ihn ausübt.