Mit ansteckender Begeisterung leitet Anna Schmidt Kochkurse in Frankfurt. Wer Lust hat, seine Kochkünste zu verfeinern, kann hier von einer starken Frau mit Herz und Kompetenz viel lernen.
Steckbrief
Name: Anna Schmidt
Geboren in: St. Petersburg
Abschlüsse: Fremdsprachenlehrerin, Diplom-Kauffrau (BWL), Diplom de Cuisine
Interessen: Food-Fotografie, Violoncello
„Den satten Sound des Bratens hören“
Beim Kochen entfaltet sich Kreativität auf ganz besondere Weise, weil es nicht nur darum geht, ein Rezept zu befolgen, sondern auch um die Möglichkeit, mit Zutaten, Gewürzen und Aromen zu experimentieren. Beim Kochen heißt es, mit allen Sinnen kreativ zu sein – das bedeutet, nicht nur die Zutaten zu schmecken, sondern auch die Gewürze zu riechen, das Essen anzusehen und den satten Sound des Bratens zu hören. Es ist wie eine sinneserweiternde Erfahrung, bei der man den Geschmack buchstäblich „fühlen“ kann.
Anna, wie bist du zum Kochen gekommen?
Ich komme aus St.Petersburg. In meiner Kindheit beschränkte sich die Auswahl beim Essen weitgehend auf Wurzelgemüse und Milchprodukte, darunter waren solche kulinarischen Köstlichkeiten wie Schmelzkäse und Kondensmilch. Meine Mutter hatte es nicht leicht, uns leckere und nahrhafte Mahlzeiten zu bieten. Unter solchen Umständen war es unmöglich, eine Leidenschaft fürs Kochen zu entwickeln: Die Auswahl der Zutaten war sehr begrenzt.
Essen war eher eine Notwendigkeit, kein Vergnügen: Mein Lieblingsgericht während meiner Studienzeit war gebratener Eierreis.
Mit 20 zog ich nach Berlin. In den ersten Monaten der „Freiheit“ dehnte sich mein Gürtel aus, um Platz für all die neuen Köstlichkeiten zu schaffen, die ich hungrig probierte. Die Fülle an Zutaten, Aromen und Gerüchen war überwältigend. Da niemand da war, der mir das Kochen beibringen konnte, wählte ich einen akademischen Ansatz – Kochbücher. Mein erster Versuch, eine komplette Mahlzeit für einen Freund zu kochen, basierte auf einem Rezept aus Rick Stein’s „Seafood“.
Es muss gut gelaufen sein. Dieser Freund ist jetzt mein Ehemann und er freut sich immer noch, Versuchskaninchen für meine Abenteuer in der Küche zu spielen.
Nach und nach entwickelte ich mich weiter – vom eifrigen Befolgen von Rezepten zur Kreation neuer Gerichte – und baute gleichzeitig eine große Kochbuchbibliothek auf. Ich beschloss, dass es an der Zeit war, meine eher auf Versuch und Irrtum basierenden Kochkünste auf eine ordentliche Grundlage zu stellen. Ich habe eine Ausbildung im „Le Cordon Bleu“ in London absolviert und anschließend meine Kochschule gegründet.
7 kurze Fragen an Anna Schmidt
1. Was war deine Leibspeise als Kind?
Ravioli mit Sauerkirschfüllung: die hat meine Oma immer zubereitet, wenn wir zu Besuch nach Moldavien kamen.
2. Was schmeckt dir gar nicht?
Ich esse eigentlich alles. Es gibt nur ein Gewürz, das ich komischerweise überhaupt nicht gerne mag, und das ist Kardamom. Ah ja, und Lakritz ist nichts für mich (obwohl ich nichts gegen Fenchel oder Pernod in der Soße zum Hähnchen habe).
3. Dein schlimmstes Desaster in der Küche?
Desaster passieren bei mir meistens, wenn ich mir zu viel parallel vornehme und vergesse, den Timer anzumachen. Timer sind extrem hilfreich in einer busy Küche. Letztens habe ich Bacon für Burger gebraten und leider den Timer vergessen. Bei der Zubereitung der anderen Bestandteile der Burger habe ich dann den Bacon vergessen – und er schmeckt ja nun mal gar nicht, wenn er verbrannt ist.
4. Was ist dein heimliches Genuss-Laster?
Klingt komisch, aber ich bin die Einzige in der Familie, die eingelegten Hering und Matjes mag, und zwar mit rohen Zwiebeln.
5. Was ist die größte Sünde beim Kochen?
Hmm, Sünde ist etwas hochgegriffen, aber ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn man Fleisch oder Geflügel vor dem Kochen wäscht. Leider glauben viele Leute, dass man damit etwas Gutes tun. Ist aber überhaupt nicht notwendig und kann sogar gefährlich sein.
6. Dein Tipp an alle Hobby-Köche: Mit welchem Trick oder Küchen-Know-how beeindrucke ich jeden?
Mein Lieblingstrick beim Braten von Fisch: Man nimmt ein Stück Backpapier und brät den Fisch darauf – jede Pfanne wird so zu einer Non-stick-Pfanne.
7. Food-Trends: Welcher aktuelle Hype ist in deinen Augen totaler Quatsch?
Die Riesenmenge unnötiger Gadgets (meist aus Plastik), die angeblich dem Koch das Leben erleichtern sollen. Meistens landen sie nach ein paar Tagen in der Schublade. Man braucht nur wenige, aber gute Kochutensilien in der Küche (eine gute Pfanne, ein paar gute Messer und Schneidebretter sind dabei die wichtigsten).
