Profi-Barkeeper Roman Kern im Interview
Eines ist mal klar, ein Barkeeper zu sein, ist weniger einfach als es aussieht. Multitasking und Schnelligkeit sind verlangt. Der Job erfordert viel Vor- und Nachbereitung und wenn die Party für andere auf dem Höhepunkt ist, muss ein Barmann konzentriert und absolut fokussiert bei der Sache sein, um eine stabile Qualität zu gewährleisten. Ein Cocktail-Liebhaber schafft es vielleicht auch, zuhause einen guten Manhattan zu mixen. Es ist aber etwas völlig anderes, drei auf einmal zu machen und dabei noch eine weitere Weinbestellung aufzunehmen, während die Leute vor der Bar einem auf die Finger schauen. Roman Kern aus Sophia’s Bar im „The Charles Hotel“ in München hält seine Drinks noch dazu auf einem hohen Niveau und schafft es nebenbei seinen Gästen ein freundliches Lächeln zu schenken. Im Interview plaudert er mit uns über seinen Barkeeper und -manager-Alltag und verrät uns ein paar interessante Fakten aus seinem Leben hinter der Bar!
Wie wird man Barkeeper?
Miomente: Wie wird man Barkeeper?
Roman Kern: Es gibt einige Möglichkeiten. Bei mir war es so: ich habe eine ganz klassische Hotelfachausbildung gemacht. Bin dann relativ flott an die Bar gekommen und habe da einfach gemerkt, mir macht es wahnsinnig Spaß. Es ist einfach lustig, es ist interessant und ich habe mich nach der Ausbildung nach 2 1/2 Jahren dazu entschieden, an die Bar zu gehen und da weiterzuentwickeln. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel gibt es in München die Barschule München, wo man auch hingehen kann, Kurse machen kann und dann wirklich die ganzen Cocktails von der Pike auf lernt. Vor allem Klassiker. Was für mich sehr wichtig ist, ist das learning by doing. Das heißt ich habe viel mehr Cocktails gelernt, in dem ich sie gemacht habe, als dass ich sie vom Blatt abgelesen habe. Es kommt natürlich auch auf die Person an. Bei mir ist es wirklich so, ich kann mir Rezepte fünf, sechs, sieben Mal durchlesen und kann es mir nicht merken. Wenn ich einen Cocktail aber ein, zwei Mal mache, kann ich ihn. Dann weiß ich, was drin ist.
Miomente: Wie viele Cocktails kannst du auswendig?
Roman Kern: Das ist eine gute Frage. Ich kann es dir überhaupt nicht beantworten. Also, es ist wirklich so. Ich kann viele Cocktails und wenn mich ein Gast fragt, kannst mir den und den Cocktail machen. Kann ich den auf jeden Fall machen. Aber abrufen, wie viele kann ich auswendig und die so abrufen, ist wirklich schwierig.
Was hilft gegen einen Kater?
Miomente: Hast du einen guten Tipp gegen Kater?
Roman Kern: Wenn ich einen guten Tipp gegen Kater hätte, würde es mir auch ab und zu mal besser gehen. Nein, (lacht) Spaß! Man muss immer genug Wasser trinken. Ansonsten, was mir wirklich am nächsten Tag auf die Beine hilft, ist Spezi. Um ehrlich zu sein, einfach wirklich Zucker und Cola. Und was essen! Auch wenn es nur trockenes Brot ist und an die frische Luft gehen. Es sind leider wirklich die typischen Kater-Tipps, aber rausgehen hilft wirklich. Auch, wenn man auf der Couch liegt und wirklich keinen Schritt vor die Tür gehen mag, muss man sich überwinden und wenn es nur 15 Minuten sind. Es hilft!
Trinken ohne Folgen?
Miomente: Gibt es Cocktails, die dem Kater schon beim Trinken vorbeugen?
Roman Kern: Ich würde mal sagen, nein. Was ich empfehle, nicht alles durcheinander zu trinken. Nicht zu viele verschiedene Spirituosen einfach mixen. Und die Süße ist das Gefährliche. Wenn man viele zuckerhaltige oder sehr siruphaltige Cocktails trinkt, dann ist eigentlich Kater vorprogrammiert. Abgesehen von der Qualität der Spirituose an sich, macht viel Zucker auch mehr Kater.
Woran erkennt man eine gute Bar?
Miomente: Wenn ich mich in einer Stadt nicht auskenne, woran erkenne ich eine gute Bar?
Roman Kern: Eine sehr gute Informationsquelle sind Taxifahrer. Letztes Jahr war ich in Berlin und bin da in ein Taxi gestiegen und habe ein bisschen mit Taxifahrern gesprochen und die haben mich auch gefragt, was ich so mache. Ich habe erzählt, dass ich aus der Bar-Szene komme und da haben sie gemeint, das kannste dir mal anschauen und davon habe ich viel gehört. Also Locals wissen das. Einfach Taxifahrer oder in Hotels und an Bars nachfragen.
Miomente: Und wenn ich dann in der Bar bin? Was sind Kriterien, die eine gute Bar ausmachen?
Roman Kern: Für mich macht eine gute Bar aus, wenn sie nicht nur fancy Eigenkreationen hat, sondern wenn sie wirklich auch Klassiker gut herstellen kann. Das gibt es oft, dass Bars unfassbar gute, fancy Drinks haben und dann hapert es an den Basics. Und das finde ich schwierig. Ich bin der Meinung, dass eine gute Bar wirklich alles kann. Vom Klassiker bis zu den Eigenkreationen.
Trinken Frauen anders als Männer?
Miomente: Trinken Frauen anders als Männer?
Roman Kern: Ja. ich würde sagen schon. Man kann natürlich nicht sagen, Frauen trinken nur so und Männer nur so. Aber ich würde behaupten, Frauen trinken oft maßvoller, weniger und auch rein von den Produkten. Männer würden eher Whisky und harte Spirituosen trinken und Frauen wahrscheinlich eher Longdrinks oder Prosecco und Champagner.
Miomente: Und bei den Cocktails?
Roman Kern: Bei den Cocktails merkt man es auch. Frauen würden wahrscheinlich eher in die süße, nicht ganz so starke Richtung gehen. Männer würden wahrscheinlich in der Regel eher Whisky- oder Rum-Cocktails wählen.
Bar-Manager Roman Kern kennt sich hervorragend mit Trend-Spirituosen, Cocktails, Trinkgepflogenheiten, Rühren, Mixen, Shaken und Einschenken aus und gibt sein Bartender-Know-How in unseren Gin-Kursen im „The Charles Hotel“ in München gerne an Gin-Freunde und alle, die es noch werden wollen, weiter. Lass dich in die Welt von Wacholder-Aromen, Botanicals und Tonic entführen und genieße einen rauschenden Abend mit Gleichgesinnten.